Wieso man für einen JGA KEIN T-Shirt braucht



Kennt ihr das? Eine liebe Freundin heiratet bald, also werden natürlich alle ganz wuschig: ein Plan für einen aufregenden Junggesellinnenabschied muss her! Auch wenn die Ausführung des Events natürlich jedem selbst überlassen sein soll, sieht man in der Innenstadt besonders am Wochenende Horden von Junggesell(inn)en in passend bedruckten T-Shirts rumlaufen, die gerne auch noch etwas verkaufen wollen. Und ich bin leider der Spielverderber, denn ich finde die T-Shirts dafür: absolut unnötig.
Man trägt sie genau einen Tag lang, keiner findet sie wirklich schön, und danach landen sie als Schrankleiche irgendwo in der hinteren Ecke. Denn wer zieht schon gerne in seiner Freizeit mal ein Shirt mit bedeutungsvollen Sprüchen wie "Team JGA" "Ja, sie will" oder "Game over" an? Richtig, keiner.
Dennoch sind alle Feuer und Flamme dafür, 20€ auszugeben, multipliziert mit zehn bis zwanzig feierfreudigen Personen, für ein Kleidungsstück, das man einmalig trägt. Was man schnell dabei vergisst ist, dass so ein T-Shirt, wie alle andere Kleidungsstücke, erst mal produziert werden muss: Baumwolle wird gepflanzt, bewässert, mit Düngemittel und Pestiziden besprüht, geerntet, gereinigt, gesponnen, gefärbt, gewebt, zugeschnitten, zusammengenäht, von Asien nach Deutschland geschippert und dann zur Krönung noch individuell bedruckt. Der Aufwand, der in so ein Shirt fließt, das man absehbarerweise wenn's hoch kommt 12 Stunden trägt, ist aus ökologischer sowie ethischer Sichtweise einfach absurd. Und ja, in der Regel werden auch hier die billigsten T-Shirts genommen, die irgendwo in Bangladesch oder in Vietnam dafür sorgen, dass jemand für einen Hungerlohn Überstunden in einer dreckigen Fabrik leistet. Das Bewusstsein für diese Tatsache: gleich Null.

Muss es also wirklich sein? Ich denke, es geht auch wunderbar ohne extra bedruckte Shirts für einen Tag. Man kann sich ja auf eine gemeinsame Farbe einigen, wenn man unbedingt der Welt zeigen möchte, dass man zusammen gehört. Was in der Regel unübersehbar ist. Man kann sich auch ein Accessoire basteln, einen Button gestalten oder der Braut selbst im Notfall noch ein T-Shirt bedrucken lassen, bei dem man zumindest auf ein gutes Shirt achtet (bei Grundstoff gibt es z.B. faire Bio-Baumwollshirts unter 15€). Aber selbst davon bin ich kein Fan, denn ganz ehrlich: braucht die Braut das? Freut sie sich wirklich darüber? Wird sie beim Anblick des Shirts jedes Mal in entzückte Erinnerungen verfallen, die sie nicht auch beim Betrachten eines Fotos hätte? Wenn die Antwort auf alle Fragen ja ist, ok.
Aber eigentlich geht es beim Junggesellinnenabschied doch darum, die zukünftige Braut ordentlich zu feiern, zu beglückwünschen und Zeit mit den liebsten Freundinnen zu verbringen. Natürlich soll es ein denkwürdiger Tag oder Abend werden, aber der Druck eines T-Shirts trägt doch recht wenig zum Erfolg des Ganzen bei. Ich bin übrigens ganz froh, dass meine Freunde mich so gut kannten, dass sie wussten, dass ich mich darüber nicht freuen würde. Der Turnbeutel, den ich an dem Tag tragen durfte, verrät nur das Datum und eine Liedzeile, die mir sehr am Herzen liegt. Den trage ich auch so gerne noch.

Wie steht ihr zu dem Thema? Habt ihr schon ein JGA T-Shirt im Schrank liegen und tragt ihr dieses womöglich noch? Ich bin gespannt.

Alles Liebe, 
eure Corinna
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