Wir haben uns für ein Paar entschieden, das sehr schlicht und simpel ist und bewusst keine modischen Elemente enthält, die wir nach zehn Jahren kritisch beäugen. Ein schönes Symbol sollte es sein und das bitte ohne Ausbeutung oder Umweltverschmutzung in Afrika oder Südamerika zu unterstützen.
Die Suche nach dem richtigen Goldschmied war also eine kleine Herausforderung, denn wenn man anfängt sich zu informieren, trifft man häufig auf Unverständnis. Auf unsere Nachfrage hin bei konventionellen Juwelieren hielt man sich eher bedeckt zu Herkunft und Produktionsbedingungen der Schmuckstücke. Die wenigen Online Händler, die mit fairem oder grünem Gold warben, waren entweder nicht in unserem Budget oder uns doch zu riskant - unsere Hochzeitsringe bei einem Etsy Händler in den USA zu bestellen hielten wir für keine so gute Idee. Stattdessen war es quasi Schicksal, als Tobi und ich eines Abends in Stuttgart zusammen essen gingen und während wir noch auf unseren Tisch warteten, eine kleine Goldschmiede namens Goldmond neben dem Restaurant entdeckten. Der Laden hatte leider schon geschlossen, aber gerade als wir uns schon wieder vom Schaufenster abwenden wollten, kam Anja aus dem Geschäft, um abzusperren. Ohne uns viel zu erhoffen erkundigten wir uns nach der Herkunft der verwendeten Rohstoffe und waren total überrascht, als sie super freundlich antwortete:
"Wir verwenden nur recyceltes Gold". Oh!
"Wir verwenden nur recyceltes Gold". Oh!
Gleich am nächsten Tag schauten wir uns das Ganze von innen an und waren schnell überzeugt: Goldmond ist eine kleine, feine Goldschmiede im Herzen Stuttgarts, die eigenständig produziert und sogar Kurse zum Selberschmieden anbietet. Aus fair gehandeltem und wiederverwerteten Gold. Perfekt!
Da wir nur noch wenige Wochen bis zu unserer Bali Reise hatten, war leider keine Zeit für einen Trauringkurs, aber wir haben uns fest vorgenommen, das mit dem Selberschmieden noch nachzuholen. Es gab aber eine schöne Auswahl vor Ort mit genau dem, was wir uns vorgestellt hatten: Tobi gefiel auf Anhieb der Ring aus Gelbgold, ich mochte an meiner Hand lieber den rotgoldenen Ton. Wer hat eigentlich gesagt, dass man exakt den gleichen Ring haben muss?
Auf der Innenseite haben wir jeweils den Namen des Anderen in unserer Handschrift eingravieren lassen, daneben unseren Fingerabdruck. Den mag ich besonders, weil es nicht nur eine wirklich einzigartige Gravur ist, sondern auch ein schönes Symbol, ein Stückchen des Partners immer an sich zu haben.
Anja Stober ist Gold- und Silberschmiedemeisterin und staatlich geprüfte Designerin für Schmuck und Gerät. Sie hat sich bereit erklärt, für meinen Blog ein paar Fragen zu beantworten.
Anja, wann hast du dich dafür entschieden, Goldschmiedin zu werden und was für eine Ausbildung braucht man dafür?
Gleich nach meinem Realschulabschluss 1997 habe ich die Ausbildung auf dem 3-Jährigen Berufskolleg für Design, Schmuck und Gerät in Schwäbisch Gmünd begonnen und 2000 erfolgreich abgeschlossen. Danach war ich anderthalb Jahre in einer Goldschmiede in Degerloch bei Wolfgang Duck und habe dort meine Anschlusslehre im Betrieb gemacht, mit dem Abschluss als Goldschmiedegesellin. Von 2004-2005 habe ich die Meisterschule in Pforzheim besucht.
Wo liegt eigentlich das Problem beim Goldabbau?
Für 1 Gramm Feingold muss im Schnitt 1 Tonne Erdreich umgewalzt werden. Selbst beim Tageabbau oder der Gewinnung im Fluss wird sehr viel Natur zerstört. Bei der Auslösung aus dem Gestein wird oft Quecksilber, oder andere hochgiftige Chemikalien verwendet, die in den Südamerikanischen Ländern z.B. einfach in das Grundwasser oder die Flüsse gespült werden. Die Arbeiter, die das Gold ausspülen, sind dem Quecksilber direkt ausgesetzt. Oft machen diese Arbeit auch Kinder.
Ihr verwendet nur recyceltes Gold. Was ist daran besser als an neu Gewonnenem?
Generell gilt: wenn die Ressourcen bereits vorhanden sind, ist es umweltfreundlicher darauf zurückzugreifen, als Neues zu produzieren. Recyceltes Gold wird nach deutschen Umweltgesetzen geschieden und neu legiert. Das bedeutet, das angelieferte Altgold (alte Münzen, alter Schmuck, teilweise Jahrhunderte alt), wird wieder in Feingold, Feinsilber und Kupfer geschieden. Das so gewonnene Feingold wird zu neuen Goldlegierungen verarbeitet. Das alles passiert in Deutschland, genauer gesagt, in unserem Fall in Pforzheim. Das bedeutet: ganz sicher keine Kinderarbeit oder Ausbeute der Arbeiter - nicht in finanzieller und auch nicht in gesundheitlicher Hinsicht.
Inwiefern kann man nachverfolgen, wo das von euch verwendete Gold herkommt?
Wir beziehen unser Gold von der Scheideanstalt AGOSI in Pforzheim, für genauere Informationen kann man gerne deren Homepage besuchen.
Hast du eine Empfehlung für meine Leser, wie ihr Schmuck lange schön bleibt?
Am besten viel tragen, dann läuft der Silberschmuck nicht so an. Nicht im Badezimmer aufbewahren. Ab und zu sollte man ihn reinigen oder aufpolieren lassen; wir haben dafür spezielle Maschinen und Bäder.
Vielen Dank liebe Anja für die spannenden Einblicke! Wir sind jedenfalls sehr happy mit unseren Ringen und können euch Goldmond nur wärmstens empfehlen. Insgesamt haben wir für beide Ringe inklusive Gravur und Fingerabdruck 800€ bezahlt, was sogar deutlich weniger ist als bei manch anderen konventionellen Goldschmieden. Für die Nicht-Stuttgarter unter euch, schaut doch einfach mal auf Anjas Online-Shop vorbei: alle ihre Stücke sind selbst entworfen und handgefertigt. :-)
Alles Liebe,