Jetzt also doch. Wer schon etwas länger mitliest, weiß, wie viele Nerven uns die Planung unserer Hochzeit bisher schon gekostet hat. Ein Hin und Her an endlosen Entscheidungen, To-Dos, Besichtigungen, Excel-Tabellen und Kalkulationen. Der letzte Stand der Dinge war eigentlich, dass wir uns nicht mehr so viele Gedanken über die Kosten machen wollten und alles etwas entspannter angehen wollten. Wir sind also nochmal zu unserer geplanten Location hin gefahren, konnten einige offene Posten klären, uns versichern, dass die Lautsprecher laut genug wären, der Raum die richtige Größe für unsere Gäste haben würde, und der DJ war schließlich auch gefunden, getroffen und für sympathisch befunden. Unklar waren noch die Themen Bedienung, Kaffee, Sitzordnung, Kleid, Ringe, Sektempfang, Fotograf, Floristik und Eröffnungstanz. Eigentlich überschaubar, sind ja auch noch ein paar Monate hin bis September. Und doch fängt mein Liebster eines Abends wieder an, alles in Frage zu stellen. Ist es das alles wert? Nicht nur das Geld, sondern viel mehr auch der Stress, die Sorgen, ob alles klappt, die Fragen, ob alle sich so amüsieren werden?
Die Einladungskarten sind mittlerweile gedruckt; liegen auf unserem Schreibtisch und warten nur noch darauf, verschickt zu werden. Und doch fühlt sich das Ganze wie ein zu großer Schritt an - und wieder flüstert diese Stimme: NOCH haben wir nichts offiziell unterschrieben, keine Kaution gezahlt oder sonstige Verträge abgeschlossen. Noch haben wir DIE Gelegenheit, alles anders zu machen.
Und dann entscheiden wir uns plötzlich an diesem einen Abend. Es sollte eine unvergessliche Trauung werden. Ein Tag, an den wir beide liebend gern zurück denken. Und kein Kompromiss, den einer von uns eigentlich gar nicht will und der andere irgendwie meint zu wollen, aber vielleicht nur, weil man das eben so macht. Ein großes Fest für alle, das wird ja auch so erwartet. Aber irgendwie ist das Ganze mittlerweile von zu vielen Diskussionen überschattet, zu vielen Überlegungen, gut gemeinten Ratschlägen und Meinungen. Kann man der Hochzeitsgesellschaft ein veganes Menü anbieten? Wird ihnen alternativ das vegetarische schmecken? Darf man fragen, ob jemand Nachtische mitbringt? Brauchen wir wirklich eine Ganztagsfotoreportage und dafür die entsprechende Visagistin, weil das sonst alles auf den Fotos nicht gut aussieht? Und was, wenn wir einfach so weitermachen und einen Tag davor denke ich dann plötzlich auch, was für ein Riesenquatsch? Das fange ich nämlich schon jetzt an zu denken. Tobi sowieso.
Also, Planänderung. Jetzt ist es raus, und die Entscheidung fühlt sich wie eine Befreiung an: Wir sagen das große Fest mit der romantischen freien Trauung bei gutem Wetter, dem hoffentlich lockeren Sekt- und Kaffeeempfang, dem Abendessen mit Platzkärtchen, Mitternachtssnack, nicht zu langem Abendprogramm und der Tanzparty mit DJ, der den Musikgeschmack aller trifft, einfach ab. Was wir stattdessen machen?
Wir fliegen nach Bali und heiraten zu zweit. Einfach so. Nur wir beide. Denn am Ende ist es doch das, warum es geht. Die Gefühle, die wir füreinander haben. Ein ganz besonderer Tag nur für uns. Ganz egal, was alle anderen erwarten. Kein perfekt sitzendes Brautkleid, kein 300€-Hair & Make-Up, kein wir-machen-es-allen-recht.
Eine Woche später sind die Flüge gebucht, die freie Trauung auf Bali organisiert und die Erleichterung sowie die Vorfreude bei uns beiden unfassbar groß. So muss es sich wohl anfühlen. Juhu, wir heiraten!
Alles Liebe,
eure ziemlich entspannte Corinna
PS.
Ja, unsere Eltern waren anfangs etwas enttäuscht, Freunde überrascht.
Aber am Ende kann es jeder auch ein bisschen verstehen. Und wir feiern
im kleinen Kreis nach, erst mit der Familie, dann mit Freunden - aber
alles ganz entspannt im eigenen Garten, alles ohne großes Tamtam. Und einer Frage, die
mich noch nicht ganz loslässt: Wann sind Hochzeiten eigentlich zu so
einer verrückten Industrie geworden?