Obwohl ich dieses Jahr leider nicht am Green Blogger Meetup teilnehmen konnte, habe ich schon einige schöne Beiträge (z.B. hier bei Kea oder hier bei Jenni) dazu gelesen und mir fest vorgenommen, das nächste Mal dabei zu sein! Es gab wohl viele spannende Diskussionen zu Themen wie Zero Waste, Fair Fashion und Konsum generell. Ein Thema davon würde ich gern auch hier aufgreifen und das ist die Frage was brauchen wir wirklich?
Generell ist es natürlich so, dass Mode ein Luxusgut ist und kaum jemand heutzutage in Deutschland wirklich noch etwas Neues braucht. Wir alle, mich eingeschlossen, haben einen ziemlich vollen Kleiderschrank, der wahrscheinlich ausreichen würde, um uns die nächsten zehn Jahre oder länger warm zu halten und einigermaßen angemessen zu verschiedenen Anlässen zu kleiden. Trotzdem kaufen wir immer wieder Neues. Manche secondhand, manche nähen sich selbst etwas, manche kaufen regelmäßig beim Textilschweden und Co während andere wiederum nachhaltige Mode einkaufen und sich dabei auf die Schulter klopfen und denken "Welt gerettet, alles fein". Oder so. Ganz so einfach ist es natürlich nicht.
Ich verstehe die Grundkritik, dass auch fair produzierte Mode (unnötig) Ressourcen verbraucht und für unsere Umwelt eine Belastung ist, gerade weil unsere Welt ja theoretisch bereits genug von allem hat. Dem stimme ich zwar zu, aber trotzdem finde ich, dass nachhaltige Firmen unterstützenswert sind und eine wichtige Alternative darstellen, die man fördern sollte. Denn realistischerweise müssen wir uns eingestehen, dass wir nicht von heute auf morgen die Wirtschaft, den Konsum und die Welt verändern können. Menschen haben das Bedürfnis entwickelt, sich immer wieder neue Kleidung zu kaufen, sich neu zu erfinden, ihren Stil durch Mode darzustellen und verwaschene, kaputte Kleidungsstücke oder einfach solche, die dem eigenen Geschmack nicht mehr zusagen oder passen, zu erneuern.
Es gibt einige Wenige, die diesen Kreislauf durchbrechen, weil sie entweder keinen Wert auf einen abwechslungsreichen Kleiderschrank legen, oder weil sie sich ganz bewusst vom Konsum befreien und stattdessen zur Capsule Wardrobe (=Einschränkung auf eine kleine Anzahl festgelegter Kleidungsstücke, meist jahreszeitenabhängig), als Experiment oder langfristig, greifen. Respekt an all die! Das finde ich wirklich bewunderswert und löblich. Aber ich muss eben auch sagen: Das bin ich nicht. Vielleicht noch nicht, vielleicht auch nie. Aber für mich ist Mode sehr vielschichtig und ich habe schon ab und an das Bedürfnis, mal was ganz Anderes anzuziehen und möchte mich auch nicht radikal auf 30 Teile beschränken. Eben weil ich mich aber nun schon viel mit der Modeindustrie befasst habe, habe ich mich dazu entschieden, den grüneren, weniger umweltschädlichen Weg zu gehen: Fair Fashion oder secondhand.
Ja, das ist nicht perfekt. Es verbraucht auch Ressourcen. In einer idealen Welt würden wir alle unser eigenes Gemüse anbauen, keinen Plastikmüll produzieren und ohne Internet, Telefon oder gar neue Klamotten leben. Ist aber nun mal nicht so und der Fortschritt ist auch nicht mehr umkehrbar. Aber: nachhaltig produzierte Mode stellt meiner Meinung nach eine tolle Alternative dar und zeigt die Möglichkeiten auf, die wir alle haben: mit unserem Geld eine bewusste Wahl zu treffen und die richtigen Unternehmen zu unterstützen. Denn diese bauen Infrastrukturen und Zertifizierungen auf, die dringend nötig sind. Sie schaffen Arbeitsplätze, sowohl in Europa als auch im Ausland und sorgen für einen besseren Lebensstandard in den Familien, die diese Kleidung produzieren. Mehr zu Gründen für Fair Fashion habe ich übrigens hier schon geschrieben.
Natürlich ist es so, dass man als Blogger einen Einfluss auf seine Leser haben kann, und meiner soll ganz gewiss nicht sein: Kauf dies, das brauchst du zum Glücklichsein! Meine Nachricht lautet viel mehr: Schau dir die Marken an, die es besser machen als Primark, Mango, Zara und Konsorten. Du hast eine Wahl, und wenn du dich für Mode interessierst, mach die Augen nicht zu, sondern schau dich um. Lass dich inspirieren und informier dich. Kaufe weniger und bewusster.
Zwar ist es so, dass man auch als nachhaltiger Blogger vielleicht mehr Kleidung "konsumiert" als der Durchschnittskunde, aber immerhin mit Bedacht und mit dem Hintergrund, möglichst viele Menschen zu erreichen. Es ist trotzdem nicht so, dass ich jede Woche Neues kaufe, nur um etwas vorstellen zu können, sondern ich überlege mir sorgfältig, was ich brauche (im Sinne von noch nicht oder nicht mehr habe). Neben Mode behandle ich auch andere Themen wie Interior Design, DIY, Veganismus oder Reisetipps, denn sonst wäre es ziemlich schnell ziemlich ruhig hier. Eben weil es nicht täglich neue Outfits zu präsentieren gibt - und die, die aufmerksam mitlesen, habe auch schon einige Stücke mehrmals gesehen, weil das natürlich auch normal so ist. Ich trage meine Kleidung möglichst lange und mit viel Respekt für die Arbeit, die hinter jedem Teil steckt. Es kann auch sein, dass ich ein Kleidungsstück nach dem Shooting wieder an die Firma zurückschicke oder unter euch verlose. Ich glaube, die Mischung macht's und die Wertschätzung hinter jedem Stück ist wichtig, denn nur so kann nachhaltiger, bedachter Konsum funktionieren.
Alles in allem ist also auch grüne Mode nicht bedingungslos nachhaltig, aber sie ist immer besser als konventionell produzierte. Ich finde, auch als Blogger sollte man bewusst konsumieren und sich nicht einfach grün auf die Fahne schreiben, weil das gerade in ist. Andererseits wäre eben auch keine Änderung in Sicht, wenn die nachhaltigen Influencer alle auf Capsule Wardrobe umstellen und die konventionellen Fashionblogger weiterhin fleißig ihre Hauls präsentieren, was das Zeug hält. Um eine Änderung zu erreichen, muss es eben auch die Sparte dazwischen geben - und da würde ich mich einordnen.
Sweater*, fair + bio: Jan 'n June, gestreiftes Longsleeve Altbestand (ähnlich in fair: hier von Armed Angels), Jeans*, fair + bio : Nudie Jeans, Schuhe Altbestand (vegan + fair ähnlich: hier entlang), Rucksack: Secondhand Pick 'n Weight, Sonnenbrille*: Kerbholz
Ich freue mich über eure Gedanken dazu und wünsche alles Liebe,
eure Corinna