Wie nachhaltig ist secondhand wirklich?


Gleich mal am Anfang Butter bei die Fische: Der Flohmarkt am Wochenende war ein Riesen-Fail. Sowohl für die meisten Verkäufer, weil leider echt sehr wenig los war (wir haben gerade so die Standgebühr wieder reingeholt), als auch für die potentiellen Käufer. Natürlich ist ja das Schöne am Verkaufen auf dem Flohmarkt, dass man selbst auch mal in aller Ruhe stöbern kann. Sogar schon beim Aufbau, wo ja noch die besten Schnäppchen zu haben sind. Theoretisch. Bei diesem Flohmarkt war es aber leider so, dass ca. 95% der zu verkaufenden Klamotten von etwa fünf Fast Fashion Riesen waren. Ohne Übertreibung war die mit Abstand überwiegende Mehrheit der Teile von H&M. Der Rest war dann von Primark, Gina Tricot, C&A oder Zara. Schuhe großteils von Deichmann. Vintage Stücke oder unbekannte Marken, Schätze, Außergewöhnliches? Fehlanzeige. Ich war wirklich ziemlich enttäuscht von dem Angebot aus Einheitsbrei. Doch genau das ist natürlich auch das Problem unserer Mode-Konsumgesellschaft: man kauft so unheimlich viel ein, weil es ja schon beim Neukauf unglaublich billig ist. Man macht unzählige Fehlkäufe oder sieht sich schnell satt und wirft den ganzen Kram dann bei der nächsten Gelegenheit auf den Flohmarkt – wo sich wiederum die Käufer langweilen, weil sie ja selbst für 10€ ein nagelneues H&M Shirt kaufen können. Ahhh, ein Teufelskreis! Aber wie soll es auch anders sein, wenn sich die Modeindustrie und der Konsum von Kleidung so weiterentwickelt, dass es 12 neue Kollektionen im Jahr gibt und das zu Schleuderpreisen?

Die Lösung des Problems basiert meiner Meinung nach auf zwei Ansätzen:
A. Fair Fashion Brands unterstützen.
B. Einfach. Weniger. Konsumieren.

Gerade B ist natürlich für Viele (mich nicht ausgeschlossen) nicht ganz einfach, weil man sich daran gewöhnt hat, andauernd neue Outfits zu tragen und Abwechslung im Kleiderschrank zu haben. Leider wird aber durch den oben beschriebenen Teufelskreis auch Secondhand Kleidung immer weniger nachhaltig und qualitativ minderwertig. Ist ein H&M oder Primark Shirt vom Flohmarkt, das die Vorbesitzern drei Mal an hatte, wirklich besser als ein fair produziertes Bio-Baumwoll Shirt? Die Ressourcenaufwendung ist natürlich ein Thema, aber generell unterstützt man auch auf dem Flohmarkt oft passiv die Neuproduktion und den achtlosen Konsum von Billigkleidung. Es gab sogar einige Kleidungsstücke, die noch mit Etikett und Preisschild an der Flohmarkt-Kleiderstange hingen.

Daher bin ich dankbar für jede neue Fair Fashion Marke, die frischen Wind in die Modebranche bringt und die den Fokus auf hochwertige Kollektionen, dafür vielleicht weniger Stücke legt. Denn wir brauchen keine 5 Millionen Varianten von Billigshirts, die nach ein paar Mal tragen aus der Mode kommen! Stattdessen lieber zeitlose Qualitätsware, die man jahrelang hegt und pflegt, zu schätzen weiß, und die die Produzenten in der Lieferkette respektiert. Eine dieser Slow Fashion Marken möchte ich euch heute gerne vorstellen: Kennt ihr schon JAN ‘N JUNE?


Dass faire Mode nicht nach öden Kartoffelsäcken oder braun-grünen Strickkleidern aussehen muss, versuche ich ja schon länger hier auf diesem Blog zu zeigen. Dieses spezielle Vorurteil gegenüber Fair Fashion endgültig ad acta zu legen ist auch das Ziel vom jungen Modelabel Jan'n June. Die beiden Mädels Jula und Anna sind die Gründerinnen des Eco-Labels, die eines Tages beschlossen, die Sache einfach selbst in die Hand zu nehmen. Fair soll die Mode sein und trotzdem stylisch. Minimalistisch, sexy und dabei trotzdem, ganz wichtig, erschwinglich. Denn genau das ist eine der großen Einstiegshürden, die Fair Fashion oft noch mit sich bringt. Und so kamen die beiden Ladies dazu, ihre eigene Ideen 2013 einfach in Taten umzuwandeln. Hut ab!


Transparenz ist dabei ein großer Pfeiler von Jan 'n June. In jedem Kleidungsstück ist ein QR-Code im Label eingenäht, wodurch man die Herkunft der Kleidung nachvollziehen kann. Produziert wird in einem kleinen Familienbetrieb in Polen, wo u.a. GOTS-zertifizierte Baumwolle wie in meinem Shirt oder upgecycelte Materialien wie bei den Shorts verwendet werden.


Die Preise dafür sind wirklich fair und trotzdem nicht so billig, dass man achtlos auf Wochenbasis Neukäufe tätigt: Das Shirt ist für 38€ zu haben, die Shorts Hero regulär ebenso (gerade für 35€). Dafür ist beides super bequem, super chic und mit sehr gutem Gewissen zu tragen. Das Motto black is the new green soll zeigen, dass es auch im Slow-Fashion Bereich stilsicher zugehen kann. Grün ist schön und gut, aber die ewige Modefarbe schlechthin, die wohl nie aus der Mode kommt, ist und bleibt einfach Schwarz. Dementsprechend passend finde ich den Slogan und hoffe, dass er noch ganz viele Menschen erreicht und zum Umdenken anregt - auch in Bezug auf Secondhand Kleidung und Neukäufe generell.


Alles Liebe,
eure Corinna


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