Ja, das liebe Geld. Eigentlich so unwichtig (möchte ich zumindest denken) und dann doch wieder so entscheidend (muss ich leider immer wieder rausfinden). Gerade beim Thema Hochzeit mussten mein Liebster und ich schon oft schlucken, als wir die Preise bei verschiedenen Dienstleistern anfragten. Generell scheint es so zu sein, dass, sobald man das Wort Hochzeit davor setzen kann -probiert es ruhig mal aus: (Hochzeits-)Fotograf, (Hochzeits-)Essen, (Hochzeits-)Blumen usw.- verdoppelt sich in etwa gleich der Preis. Manchmal auch verdreifacht. So kommt es uns zumindest vor. (-; Es ist eben eine Millionenbranche, gerade weil auch viel Tamtam um den angeblich "schönsten Tag des Lebens " gemacht werden kann. Dazu möchte ich gleich mal Einspruch einlegen: Es soll bitte ein wunderschöner Tag werden, mit allen Menschen, die uns am Herzen liegen - aber die viel zu hohe Erwartung, der schönste Tag des Lebens zu werden, muss es wirklich nicht erfüllen. Im Gegenteil, denn das würde ja bedeuten, dass unser Leben von da an bergab geht. Bitte nicht! Ich wünsche mir einfach ein schönes, entspanntes Fest mit unseren Herzmenschen, die mit uns auf unsere Liebe anstoßen. Eine Party, die in Erinnerung bleibt. Natürlich ein leckeres Essen, ausgelassenes Tanzen, und viel Lachen, aber es muss nichts perfekt sein und es darf - und wird, da bin ich mir sicher- auch ruhig etwas schief gehen.
Da es also in letzter Zeit öfters mal Thema war und scheinbar auf viel Interesse stößt, da man ja über Geld nicht redet, möchte ich ein paar grobe Zahlen und Fakten mit euch teilen. Dabei sind alle Angaben als Richtwerte zu verstehen und basieren nur auf unserer persönlichen Erfahrung.
Womit muss man rechnen?
Die Gästeliste
Natürlich kommt alles sehr auf die Wünsche des Brautpaars an und das Ausmaß bzw. die Anzahl der Gäste, aber nichts ist so ausschlaggebend zu den Kosten wie die Anzahl der Gäste. Wir z.B. waren uns relativ schnell einig darüber, dass wir kein ausschweifendes Fest auf einem Schloss mit 300 mehr oder weniger bekannten Leuten feiern wollen. Es sollen unsere engsten Freunde mit Partner und natürlich die Familie dabei sein. Wobei es natürlich da schon schwierig werden kann, wenn man niemandem auf die Füße treten will. Wir sind uns bei ein paar Leuten z.B. auch noch unsicher, wie wir vorgehen sollen - Menschen, die man gern mag, aber vielleicht einmal im Jahr sieht und daher aus Pflichtgefühl einlädt? Weil man selbst eingeladen war oder einfach weil es sich so gehört? Schwierige Geschichte. Bei uns wird es wohl um die 65-70 Gäste geben, denn diese Zahl kommt schnell zusammen.
Die Location
Die Wahl der Location ist ein weiterer ganz entscheidender Faktor und hier haben wir schon die unterschiedlichsten Angebote bekommen. Anfangen kann es bei 0€ (z.B. in einem Restaurant dafür mit Mindestumsatz; aber auch hier oft mit Aufwandspauschale), ein paar Hundert Euro in einer unbekannteren Location oder einem Bürgerhaus/Vereinshaus bis hin zu 800-2000€. Letzteres scheint dabei so ein "normales" Maß zu sein; wobei es natürlich nach oben keine Grenzen gibt und jede Location eine andere Preisgestaltung hat. Es gibt meist einen riesigen Dschungel an Bedingungen und zubuchbaren "Extras", seitenlange Angebote und Verpflichtungen, die es schwer machen, Locations einfach miteinander zu vergleichen. Bei den einen zahlt man für jede Gabel und jede Serviette pro Gast einen Aufschlag, bei den meisten kostet die Nutzung der "Außenbereiche" eine spezielle Gebühr. Oft gibt es Preisvarianten für unterschiedliche "Bestuhlungen" (was für ein Wort, nech?^^), Dekomöglichkeiten oder auch Übernachtungsverpflichtungren für die Gäste. Die allermeisten professionalisierten Locations, die Hochzeiten ausführen, haben gebundene Catering-Partner, an die man sich zu halten hat, was das ganze Angebot entsprechend verteuert bzw. in unserem Fall auch schnell ausscheiden lässt.
Das Essen
Auch bei diesem Thema geht es schnell um beachtliche Summen. Klar, man möchte seinen Gästen ja auch ein leckeres Menü servieren. Aber bei den Preisen kommt man doch ein bisschen ins Schwitzen: Die Menüvorschläge, die wir bekommen haben, gehen oft ab 35€ für das günstigste 3-Gänge-Menü los und gehen gerne auch mal bis 58€ für "normale", omnivore Menüs und werden dann bei gehobenen Fisch- und Meerestiervorliebe gerne noch höher. Liegt vermutlich daran, dass man das Ganze "Hochzeits"-Menü nennen kann. Ein bisschen verrückt find ich das ja, muss ich sagen, denn der ganze Service und das Gedeck etc. muss ja noch extra gezahlt werden. Und das ist im Restaurant bei den Preisen ja schon inkludiert.
Da wir uns eine vegan/vegetarische Hochzeit wünschen, kommt das bisher teuerste Angebot zwar wenigstens nicht in Frage, aber leider bedeutet vegan auch nicht gleich preiswert. Versteht mich nicht falsch, ich investiere sehr gern in gute Qualität und gebe auch privat gerne mehr Geld für hochwertiges Essen und Bio-Qualität aus, aber das ist hier noch nicht mal der Fall. Um fair zu sein, habe ich auch schon von Feiern gehört, wo es günstige Buffets um die 20€ pro Person gab, aber beide dieser Feiern waren eben auch auf dem Lande (und auch nicht vegan ;-)). Mitternachtssnack oder Kaffee und Kuchen am Nachmittag sind noch hinzuzurechnen und werden gern nochmal 7-15€ pro Person berechnet.
Die Getränke
Hier waren die meisten Angebote, die wir erhalten haben, an Getränkepreisen im Restaurant orientiert. Also 2-3€ für Softdrinks, 15-20€ für die Flasche Wein usw. Klingt erstmal ganz ok, aber wenn man das auf den ganzen Nachmittag, Abend und jeden Gast hochrechnet, kommt doch schon wieder ganz schön was zusammen - mal ganz davon abgesehen, dass es verdammt schwierig ist, einzuschätzen, ob Tante Heidi an dem Abend in Trinklaune ist und wie viele Liter Bier und unsere lieben Kommilitonen wohl zu unseren Ehren einnehmen möchten. Manche Locations bieten eine Pauschale pro Gast an (zwischen 30 und 40€), also rechnen wir mal mit ca. 2500€ - bei der aber Cocktails in der Regel ausgeschlossen sind und teilweise auf eine Uhrzeit (z.B. 2 Uhr nachts) begrenzt ist. Wir haben bei unserer jetzigen Location das Glück, dass wir weder gebundenes Catering noch Getränke abnehmen müssen, weshalb wir die Getränke selbst über einen Großhandel beziehen wollen. Etwas mehr Arbeit, dafür deutlich preiswerter (und es gibt Cocktails, juhu!)
Der Service
Diesen Posten hatte ich anfangs gar nicht so sehr auf dem Schirm, aber er kann auch einen stolzen Teil vom Kuchen ausmachen. Abhängig von der Location und auch den Servicekräften, werden die oft mit 20 - eher 25€/Stunde abgerechnet plus eventuellen Nachtzuschlag. Auf- und Abbau muss natürlich auch mitbedacht werden und so kommen hier schnell 1000-1500€ zusammen - je nach Modell und Größe der zu betreuenden Gruppe. Wir klären derzeit noch, wie viel Selbstbedienung wir haben möchten bzw. zumuten können und ob wir Bekannte haben, die auch günstiger aushelfen können.
Der Fotograf
Dieser Punkt ist vielleicht nicht jedem Brautpaar wichtig und viele beauftragen einfach jemanden aus der Familie, ein paar Schnappschüsse zu machen. Am Ende stehen natürlich eh viele Gäste mit Smartphone bei der Zeremonie, aber mir persönlich ist es einfach ein Anliegen, richtig schöne Fotos von diesem besonderen Tag mit all diesen besonderen Menschen zu haben. Leider ist auch das wieder ein Kostenpunkt, der nicht zu klein ist: Professionelle Fotografen beginnen ihre Hochzeitsreportagen oft erst ab 1000€ Minimum; der Schnitt scheint hier eher bei 1300-2300€ zu liegen für eine Ganztagsreportage. Oft wird gar keine Dokumentation für nur 3-4 Stunden angeboten, da der Aufwand dafür scheinbar zu groß ist. Auch hier schlägt das Phänomen "Hochzeits"-Irgendwas direkt zu; wobei ich sagen muss, dass ich gute Fotos auch sehr schätze und weiß, wie viel Arbeit es ist, hochwertige, schön retuschierte Bilder zu erstellen.
Foto by Olga Dercho |
Die Ringe
Hier ist wirklich alles möglich, von Kaugummiautomat-Symbol-Ring bis hin zu Echtgold mit oder ohne Diamanten. Diesen Punkt habe ich noch etwas in die Zukunft geschoben, aber immerhin scheint es schon Ringe aus recyceltem Gold zu geben, die unter 1000€ kosten.
Das Brautkleid und der Anzug
Was kostet eigentlich so ein Hochzeitskleid? Das Kleid ist natürlich wieder ein Thema für sich, dem ich schon einen gesonderten Beitrag gewidmet habe. Ich war bei einem "regulären" Brautmodengeschäft und hatte einen Anprobetermin, der übrigens sehr aufregend war. So ein schneeweißes oder champagnerfarbenes, edles Hochzeitskleid ist schon etwas Magisches. Zwar bin ich noch nicht final entschieden, aber habe schon recherchiert, dass es gemietete Kleider ab ca. 400-600€ gibt (das ist dann aber mit Anpassungen, Reinigung, Versicherung, teilweise mit Accessoires), reguläre Brautkleider im Sale ein paar wenige ab 300€, die reduzierten eher um die 600-800€ und die normalen ab ca. 1000-1800€. Nach oben gibt es natürlich keine Grenze. Der Anzug schlägt auch nochmal mit ca. 400-600€ zu Buche, wenn man Hemd und evtl. Schuhe mitrechnet.
Unterhaltungsprogramm
Der Posten Unterhaltung kann auch vielseitig interpretiert werden, aber da mein Herzmann und ich keine großen Fans von Zauberern oder Coverbands sind, und aus Umweltgründen auf Späße wie Feuerwerk oder Luftballonsteigen verzichten, bleibt noch der DJ als Kostenpunkt im Plan. Das wiederum finde ich recht wichtig, da eine Playlist auf dem Laptop oft nicht so gut auf die Stimmung der Tanzmeute eingehen kann und auch die Übergänge dann nicht so schön sind. Bisher habe ich Angebote zwischen 500-900€ bekommen.
Floristik
Ein klassischer Fall von: bei Hochzeiten auf jeden Fall überteuert. Wusstest du z.B., dass ein normaler Brautstrauß in der Regel schnell über 80-120€ kostet? Say what!? Ja genau, für einen Blumenstrauß. Weil der nämlich ganz speziell dicht gebunden wird und natürlich weil das Wort Hochzeit davor gesetzt werden kann. Hochzeits-"Autoschmuck" kostet auch ab ca. 120€. Zum Glück brauchen wir so einen Schnickschnack nicht und bei dem Strauß kann es bei mir auch ein ganz normaler Blumenstrauß, vielleicht sogar von der Sommerwiese, gepflückt werden. Mal schauen.
Sonstiges
Zu guter Letzt habe ich noch von vielen weiteren kleinen Posten gelesen, die man insgesamt auch mit ein paar Hundert Euro zusammenrechnen kann: Friseur + Visagist, Einladungs- und Dankeskarten, Gastgeschenkchen, Menükarten, allgemeine Dekoration der Tische, Halle und Umgebung. Hier werden wir auch Einiges selbst gestalten und um möglichst wenig Müll zu produzieren, die Drucksachen auf ein Minimum beschränken.Na, hat jemand mitgerechnet? Natürlich sind das alles nur Zahlen, die auf meiner bisherigen Erfahrung basieren und sicherlich kann man Einiges auch günstiger (oder eben auch teurer) finden. Aber man muss Fuchs sein. Und wirklich viele Recherchen anstellen, Vergleiche aufziehen und Geduld zeigen, denn jeder der einzelnen Punkte braucht eben seine Zeit.
Hier nochmal eine kleine Zusammenfassung der geschätzten Kosten bei 70 Gästen und groben Mittelwerten:
- Location 1500€
- Essen 2800€
- Kaffee Kuchen 700€
- Getränke 2500€
- Service 1200€
- Fotograf 1500€
- Ringe 800€
- Brautkleid 1000€
- Anzug 600€
- DJ 700€
- Blumen 300€
- Sonstiges 600€
Mittlerweile überrascht es mich nicht mehr, dass das Hochzeitsportal Weddix einen Durchschnitt von 14.000€ veranschlagt.
Schon ein bisschen verrückt, für einen einzigen Tag, oder? Da wir auf einige "Extras" verzichten, viel selbst mit anpacken, und uns keine Luxusfeier wünschen, wird es bei uns hoffentlich nicht ganz so teuer. Aber jetzt habt ihr zumindest einen kleinen Eindruck von der heutigen Hochzeitssituation in der Stadt. Hat der ein oder andere von euch vielleicht schon andere Erfahrungen gemacht? Ich freu mich, wie immer, über euer Feedback!
Alles Liebe,
eure Corinna